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© Lalo Jodlbauer

Bühnenpressefotos ©Lalo Jodlbauer

PROSPEROS INSEL-MUSIK

 

Eine zentrale Rolle in Shakespeares „Sturm“ nimmt Prosperos Insel ein, auf der Magie und Musik beinahe als ein fünftes Element existieren.
 
Der Ureinwohner Caliban spricht in zarten Worten über die Geräusche und Töne der Insel sowie vom Klang von hunderten Instrumenten, die er schon oft wahrzunehmen vermochte. Die Umsetzung dieses magischen, geräuschvollen Elementes sowie der zahlreichen Lieder stellen den Kern Michael Sturmingers Inszenierung dar. „Der Sturm“ ist mit seinen insgesamt 13 Liedern eines der musikalischsten Stücke Shakespeares. Nur im „Sommernachtstraum“ gibt es noch mehr musikalische Einlagen. Die Lieder fungieren nicht als autonome Elemente im Stück, sondern sind in den Handlungsverlauf eingebettet und treiben diesen voran. Daraus erschließt sich, dass Shakespeare die meisten für den „Sturm“ geschrieben haben dürfte. Die überlieferten Melodien hat das englische Theater immer wieder verwendet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass einige von ihnen schon zu Shakespeares Lebzeiten gespielt wurden. Die Pogo Purcell Sisters erzeugen auf über 12 Instrumenten die Insel-Musik. Dabei kommen exotische Instrumente wie ein Theremin, ein Regenmacher sowie eine Maultrommel zum Einsatz. Das Theremin ist ein in den 20er Jahren erfundenes, elektronisches Musikinstrument, das nur durch Handbewegung und ohne Berührung zwischen zwei Antennen Töne erzeugt.
 
Der Klang der Insel setzt sich aus einer Mischung von Renaissance bis Pop zusammen und lässt so in Prosperos magische und mystische Inselwelt eintauchen.
 
Die Pogo Purcell Sisters-Band wurde für diese Inszenierung gegründet.
 

Soundfile Ariel         

Soundfile Prospero  

 


Michael Sturminger, geboren in Wien, ist seit 2014 Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf. Als Regisseur arbeitet er im In- und Ausland für Schauspiel, Musiktheater und Film.

Im Sommer 2014 inszenierte er die Uraufführung der Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“ (Libretto: Michael Sturminger) von H.K. Gruber bei den Bregenzer Festspielen. Die Produktion war im März 2015 im Theater an der Wien zu sehen.
Im Jänner 2015 kam sein neuer Film „Casanova Variations“, eine internationale Kinoproduktion mit John Malkovich, Veronika Ferres, Fanny Ardant und Opernsängern wie Florian Boesch, Miah Persson, Anna Prohaska und Jonas Kaufmann, in die heimischen Kinos. Als Autor von „Casanova Variations“ bekam Michael Sturminger die goldene Romy 2015 für das beste Drehbuch.
Bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf inszenierte Sturminger unter der Intendanz von Dr. Wolfgang Löhnert „Geschichten aus dem Wiener Wald“, „Was ihr wollt“ und „Tartuffe“. 

 

 

Sturmwarnung

 
 

Jetzt geht es bald los und wir machen uns auf zu einer fernen Insel irgendwo zwischen den Zeiten und Welten, zum letzten Eiland im Shakespearschen Kosmos, einem Ort an dem die Luft singt und der Wind zaubert. Hier wird sich hoffentlich zeigen, wer wir wirklich sind und ob uns am Schluss vergeben werden kann.
 
Doch zu Beginn werden wir erst einmal alle nass, mit Windmaschine und Feuerwehrschläuchen setzt uns Ariel, der Luftgeist, unter Wasser und der Sturm, den er entfacht, bringt unser Schiff in Seenot. Der Kapitän ertrinkt, gleich in der ersten Minute, und sein Bootsmann hängt nur mehr an seinem eigenen Leben, das wiederum nur mehr an einem dünnen Faden vom Besanmast hängt, weil jetzt nur mehr beten hilft, denn „die Hölle ist leer, und alle Teufel sind hier!“
 
Wenn wir auf die Insel gespült werden, erwartet uns dort ein schiffbrüchiger Lebenszauberkünstler namens Prospero. Ob sein Herz sich der Finsternis oder doch dem Licht zuwenden wird, werden wir am Ende erfahren, trägt er doch Sehnsucht und Potential zu beiden Seiten des Mondes in sich. Vor vielen Jahren ist er hier gelandet und die Jahre der Verbannung haben ihre Spuren hinterlassen.
 
Prospero hat hier am Strand für sich und seine Tochter Miranda eine Hütte zusammengezimmert, und das Personal, das er sich aufgetrieben hat, ist auch nicht gerade berauschend. Es besteht aus dem wilden Caliban und Ariel, einem rätselhaften, übermenschlichen Wesen, sowie den „Pogo Purcell Sisters“, einer Kommerzband, die wegen unmäßigen Drogenkonsums von einem Luxusdampfer im Meer ausgesetzt wurde.
 
In dieser etwas merkwürdigen Welt wächst Miranda auf, doch jede Kindheit ist, was sie ist und keiner kann sich seine Familie aussuchen. Also weiß Miranda, wie man fliegende Fische fängt, Cocktails aus vergorenen Papayas mixt und Krabbenfleisch aus der Schale holt. Natürlich kennt Miranda die Geschichten ihres Vaters von hinten nach vorne auswendig, obwohl er sie jedes Mal zum ersten Mal erzählt. Und was sie davon glauben soll, weiß Miranda auch.
 
Und nun begegnet ihr Ferdinand, Prinz von Neapel, und nun ist es um sie geschehen. Das ist das fehlende Gegenstück, das sie ganz machen kann – jung und schön ist er, der verwöhnte Schnösel, und glaubt sich mit allen Wassern gewaschen. Doch im Sturm verliert er die geliebte Mutter und irrt weinend über den Strand, ganz allein. Am nächsten Strand sucht ihn die starke Mutter, die schöngeistige, strenge Königin, von Regentschaft und Staatsraison verhärtet, vielleicht hier gelandet, um die verlorene Schönheit ihrer Seele wiederzufinden. Doch ohne Tränen geht das nicht. Also spielt sie Flöte und weint auch sie allein am Strand um ihren ertrunkenen Sohn, ohne den wohl alles verloren ist, und strahlt am Ende über ihn, wenn sie ihn endlich an Miranda verliert.
 
Und dann rein von der Seite, die lebendige, weil gerade noch mit dem Leben davongekommene Revolte, dem Alkohol und seiner guten Laune geschuldet, krempeln wir alles um!

Stephano, der Koch, wird Fidel Castro, dreht sich Havannas aus Seegras und macht Trinculo zu seinem Comandante Che. Doch Calibans Revolution wird von Ariel verraten und der alkoholgetriebene Umsturz endet als Absturz, mit nichts als Prosperos Triumph.
 
Doch was für ein Triumph wird das, für einen, der begriffen hat, dass wir der Stoff sind, aus dem die Träume sind: unsichere, im Meer des Lebens schwankende Nussschalen, von Gefühlen verwirrt, von Erinnerungen aufgeladen und von Sehnsüchten getrieben. Prospero erlebt in diesem Sturm, den er selbst herbeigewünscht hat, auch seine eigene Karthasis, er muss selbst auf seine Macht verzichten, seinen Zaubermantel ablegen und seine Bücher ins Meer werfen.
 

 

 

Die Burg wird zur Insel

 


Mit William Shakespeare’s unvergleichlichem Stück Weltliteratur, in dem es um Träume und Realität, um Macht und Ohnmacht, um Magie und Zauberei geht, bringen die Sommerspiele Perchtoldsdorf erneut einen großen Klassiker auf die Bühne der Burg.
 

Rätselhaft vieldeutig und mit unzähligen Fäden verwoben sei dieses letzte Stück Shakespeare’s, meint Regisseur Michael Sturminger, der Machtanspruch, Liebe, Rache und Vergebung als die Ingredienzien dieses sinnlichen Werkes beschreibt. „Obwohl das Stück schon 400 Jahre alt ist, können wir uns alle darin wiederfinden“, meint er.


Die Zeit der Entstehung, die englische Renaissance des späten Elisabethanischen Zeitalters, war von ähnlich großen Veränderungen und Umbrüchen geprägt wie unsere heutige: Weltumsegelung, Eroberungen, Entdeckung von neuen Räumen, neuen Universen – damals real, heute virtuell.
Shakespeare versuchte, als Vorreiter einer besonders sprach- und theateraffinen Epoche, die rasanten Veränderungen seiner Welt auf der Theaterbühne zu spiegeln.
Die Insel wird zum poetischen Raum, zu einem abgeschlossenen Kosmos, in dem Prospero seine „Lebensexperimente“ vollzieht. Wir spiegeln uns in dieser Zeit, in seinem Stück, in der reichen, vielfarbigen Sprache und Gedankenwelt des Genies Shakespeare.


Michael Sturmingers Inszenierung will die Magie des Theaters vor den Augen der Zuschauer zur Geltung bringen. Hochmusikalische Schauspieler werden die Poesie der Shakespeare’schen Sprache mit ihren Stimmen und verschiedensten Musikinstrumenten zum Klingen bringen und mit Windmaschinen und Donnerblechen vor den Augen und Ohren der Zuschauer einen Sturm entfachen, wie man ihn nur im Theater erleben kann. Die Atmosphäre der Perchtoldsdorfer Freiluftbühne wird es dem Regisseur und seinen Schauspielern ermöglichen, in gewisser Weise die Natur und ihre ungebändigte Kraft mit in die Aufführung zu holen.
Die Schauspieler werden nicht nur die verschiedenen Rollen übernehmen, sondern als Ensemble die Zauberkräfte und Maschinisten des Theaters sein, sie werden als Chor und Musiker die Szenen begleiten und die für den Zuschauer einsichtige Bühnenmaschinerie bedienen, um als Prosperos Geister seinen Zauber zu realisieren.
 

 

Renate Martin & Andreas Donhauser / Bühne/Kostüme

 
PRESSESTIMMEN
 
> TVTHEK.orf.at/../Seitenblicke

> Kurier am 3.7.15
Sturmingers stürmischer Shakespeare auf der Burg


> Die Presse am 3.7.15
Sturminger inszeniert Shakespeare fantasievoll auf der Insel

> Kronenzeitung am 1.7.15
Stürme der Poesie

> KURIER am 29. Juni 2015
Stürmische Vater-Tochter Beziehung

> FALTER am 24.6.2015
Stürmischer Sommer auf Shakespeares Insel

> NEWS NÖ am 18.6.2015
Stürmische Zeiten

> WIENER im Juli 2015
Sommerstürme

> Der Standard 13.06.2015
Die Maschinisten eines Inseltraums
> Die Bühne, Mai 2015
Vom Gebrauch der Macht, Michael Sturminger zu „Der Sturm“ in Perchtoldsdorf
 

 

 

 
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FOTOCREDITS Lalo Jodlbauer, Michael Sturminger, Ivan Aivazovsky: The Tempest (1886), > Wikiart